Nach 1945 herrscht Schweigen

Für die Mannheim-Vitrine herrscht großese Interesse

Der Unrechtsstaat war besiegt, die NSDAP und ihre Organisationen zerschlagen, doch die (Finanz-)Beamten arbeiteten durchweg weiter. Wiedergutmachungsansprüche überlebender Juden wurden oft von denselben Finanzbeamten geregelt, die vorher deren Hab und Gut verscherbelt hatten. Die wenigen zurückgekehrten Opfer mussten erneut in langen und entwürdigenden Prozessen nachweisen, dass dies und jenes ihr Eigentum gewesen war oder dass sie tatsächlich die Erben seien. Der Zugang zu den Akten und deren Veröffentlichung war ein schwieriges Unterfangen. Ein bleiernes Schweigen über die Täter und Nutznießer des legalisierten Raubes herrscht teilweise bis heute.

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Auch in Mannheim wurde nach der Befreiung 1945 vieles unter den Teppich gekehrt und der Mantel des Schweigens über die Mitschuld gelegt. Es wurde von den (Mit-)Tätern alles unternommen, um eine Vielzahl von NS-Unterstützer- und "Mitläufer"-Karrieren in Vergessenheit geraten zu lassen. Die großen Arisierungsgewinnler wurden - wenn auch sehr zögerlich - bekannt. Aber was ist mit den netten Nachbarn, die sich die Wäsche der deportierten Juden legal ersteigerten? "Wir haben doch davon nichts gewusst" und der "Überlebenskampf in den zerbombten Städten" ist über Jahre hinweg entschuldigend entgegnet worden. Dass sich die Mitmacher und Zuschauer dies nach dem Krieg nicht einmal eingestehen wollten oder konnten, dass sie ihre individuelle Schuld leugneten, dieses gesellschaftliche Versagen hat Ralf Giordano mit den Stichworten von "der zweiten Schuld" oder "dem großen Frieden mit den Tätern" treffend beschrieben.

Späte Früchte der Ausstellung

Aus einer Besprechungsniederschrift des Stadtarchivs Mitte Mai 2005: „Es wird eine Kooperation zwischen Universität Mannheim und dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte vereinbart mit dem Ziel, die durch den AK-Justiz und die von ihm durchgeführte Ausstellung angeregte Beschäftigung mit der Verwertung jüdischen Vermögens in Mannheim wissenschaftlich zu vertiefen und wenn möglich in ein größeres Forschungsprojekt münden zu lassen.“

Dies sollte dann einige Jahre später durch die wissenschaftliche Ausarbeitung des Themas „Arisierung“ und Wiedergutmachung in Mannheim durch Christiane Fritsche geschehen. Sie verfasste im Rahmen eines universitären Forschungsprojektes ein 1000-seitiges Werk mit dem Titel „Ausgeplündert, zurückerstattet und entschädigt. Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim“