Vor 30 Jahren: Das Mannheimer Skandal-Urteil und seine Folgen
Veranstaltung am Mittwoch, 22. Januar 2025 um 18 Uhr im MARCHIVUM
Im August 1994 ergeht vom Mannheimer Landgericht eine milde Bewährungsstrafe gegen den notorischen Holocaust-Leugner und damaligen NPD-Vorsitzenden Deckert. Noch skandalöser sind Passagen in der Urteilsbegründung durch Richter Orlet, der dem einschlägig vorbestraften Neonazi „Charakterstärke und Verantwortungsbewusstsein“ attestiert. Orlet outet sich immer mehr als sein Gesinnungsgenosse. Ein Sturm der Empörung: Bundesweite und internationale Proteste, Mahnwachen vor dem Gericht, das sich gegen jede Kritik abschottet.
Im Rahmen dieser Proteste gründet sich der Arbeitskreis-Justiz und organisiert Ende Januar 1995 eine große Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Rund 700 Menschen nehmen vor dem Landgericht und in den Bürgersaal daran teil.
Und dann der Schöffen-Streik – ein bisher einmaliges Aufbegehren in der Justiz. Die Möglichkeit der Richteranklage wird im Landtag beraten.
Im Mai 1995 lässt sich Orlet „krankheitsbedingt“ pensionieren. Deckert muss für zwei Jahre ins Gefängnis, nachdem der Bundesgerichtshof das Mannheimer Urteil annulliert hat.